Ex Omnium Rerum Perturbatio Emergat Forma (2009)

Eine interaktive audio-visuelle Computer-Installation

von Hans H. Diebner


Hans H. Diebner: Ex omnium rerum perturbation emergat forma.
Screenshots 2009.

Die audio-visuelle reaktive Installation macht Synchronisationsvorgänge von gekoppelten dynamischen Systemen, die zur Musterbildung führen, sinnlich erfahrbar. Der Simulation liegt eine nichtlineare Reaktions-Diffusions-Gleichung zu Grunde, wie sie für die mathematische Modellierung chemischer Oszillatoren benutzt wird. Solche Konzentrationsschwingungen von chemischen Spezies finden beispielsweise in biologischen Zellen statt, wo sie für Kommunikationsprozesse zuständig sind. Ein bedeutender Spezialfall ist das aus gekoppelten Neuronen bestehende Gehirn. Auch die Aktivität der Neuronen beruht auf Konzentrationsoszillationen. Ein Netzwerk vieler solcher Oszillatoren, also ein Verbund vieler Zellen, führt zu Synchronisationsphänomenen, die durch die konkrete Art der Kopplung der Zellen gesteuert werden.

Die nichtlineare und chaotische Grundstruktur der Zelldynamik ermöglicht die Emergenz von global kohärenten Mustern. Dabei evozieren von aussen eingebrachte Stimulationen Schwingungen in einzelnen Zellen, die dann ihren dynamischen Zustand an die gekoppelten Nachbarzellen weitergeben und so das globale Synchronisationsmuster auslösen. Bei der Installation Ex Omnium Rerum Perturbatio Emergat Forma ist es die RezipientIn, die durch ihre Bewegung vor der Projektion den Stimulus beisteuert. Die Bewegung wird über eine Echtzeit-Videoverarbeitung an das gekoppelte Netzwerk weitergeleitet.

Die konkrete audio-visuelle Umsetzung erinnert an die Wellenbildung eines Ozeans und das zugehörige Rauschen und Brechen der Wellen. Der Ozean stellt eine besonders attraktive Metapher für das Auftauchen von Leben aber auch von "Wahrheit" dar - möglicherweise in Form einer zerstörerischen Gewalt wie Moby Dick und hat damit auch immer etwas Bedrohliches.

Ausstellungen:

  1. INM@Nacht der Museen in Frankfurt am Main am Sa. 07. Mai 2011. Anlässlich der "Nacht der Museen" haben sich alle Nutzer der Schmickstraße 18 (Kulturbunker im Frankfurter Osthafen) zusammen getan und ein gemeinsames Programm gestaltet.
  2. Neue Medien machen Sinn | Kontext INM: Performative Wissenschaft und Virealität Eine Ausstellung im Rahmen des Forums Wissenschaft und Kunst des HMWK-Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Kuratiert von Michael Klein und Hans H. Diebner, Institut für Neue Medien, Frankfurt am Main. Im Auftrag von und in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaft und Kunst des HMWK-Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Dauer: 09. März - 16. April 2011. Ort: HMWK Wiesbaden Rheinstr. 23-25. Vernissage: 08. März 2011 19.30 Uhr.