Quantenspiegel (2005)

eine reaktive Video-Installation

von Hans H. Diebner, Florian Grond und Lasse Scherffig


Hans H. Diebner, Florian Grond, Lasse Scherffig: Quantenspiegel.
ZKM Media Lounge Karlsruhe 2005.


Die Installation zeigt, wie schon die Vorgängerarbeit Micro Relativity, Phänomene der Quantenmechanik auf unserer makroskopischen Wahrnehmungsebene. Beim Quantenspiegel wurde jedoch eine metaphorische Umsetzung des Tunneleffekts hinzu genommen. Ein Vorhang, durch den die BetrachterInnen "tunneln" können, trennt den Raum in zwei Halbräume, die partiell Information in den jeweils anderen Halbraum tunneln lassen. Die Auswirkungen der Unschärferelation machen sich normalerweise nur auf der mikroskopisch-molekularen Ebene bemerkbar.

Beispielsweise besagt diese Unschärfe-Beziehung, dass die Messung der Geschwindigkeit von Objekten und deren Orte in einem Widerspruch stehen. Beide Größen können nicht simultan scharf bestimmt werden. Ein Blick in den Quantenspiegel zeigt nun anhand des eigenen Antlitzes diese absurd scheinende Logik.

Die BetrachterInnen müssen sich bewegen, um sich im Spiegel zu sehen, können dadurch aber beispielsweise ihre morgentliche Kosmetik kaum noch bewältigen. Die Gesetze der Quantenmechanik liefern für ein Objekt Aufenthaltswahrscheinlichkeiten an mehreren Orten gleichzeitig. Dies führt zu »Geistererscheinungen«, die als Doppelungen und Überlagerungen von Objekten im Quantenspiegel zu sehen sind.

Es können auch partielle Informationen über Objekte ins eigene Spiegelbild tunneln, die eigentlich von ganz anderen Orten stammen. Die Objekte stammen von der Rückseite des Spiegels. Die BetrachterInnen können selbst durch den Spiegel tunneln und dessen Rückseite wahrnehmen. Die Unschärfe in unseren täglichen Entscheidungssituationen genügt sicher anderen mathematischen Gesetzen. Phänomenologisch aber sind sie denen der Quantenmechanik so ähnlich, dass sich viele Sozial- und Politikwissenschaftler immer wieder zu Analogieschlüssen hinreißen lassen.

Der Quantenspiegel möchte auf eine metaphorische Weise diese Entscheidungsunschärfe, die auch in einer Demokratie ehernes Gesetz zu sein scheint, vor Augen führen.

Ausstellung:

  1. INM@Nacht der Museen in Frankfurt am Main am Sa. 07. Mai 2011. Anlässlich der "Nacht der Museen" haben sich alle Nutzer der Schmickstraße 18 (Kulturbunker im Frankfurter Osthafen) zusammen getan und ein gemeinsames Programm gestaltet.
  2. Neue Medien machen Sinn | Kontext INM: Performative Wissenschaft und Virealität Eine Ausstellung im Rahmen des Forums Wissenschaft und Kunst des HMWK-Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Kuratiert von Michael Klein und Hans H. Diebner, Institut für Neue Medien, Frankfurt am Main. Im Auftrag von und in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaft und Kunst des HMWK-Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Dauer: 09. März - 16. April 2011. Ort: HMWK Wiesbaden Rheinstr. 23-25. Vernissage: 08. März 2011 19.30 Uhr.
  3. 51:49, in der Media Lounge des Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe. Vom 04.06. - 03.10.2005.